Fontane und das Wuthenower Schloss

Theodor Fontane erwähnt Wuthenow sowohl in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, als auch in seiner Novelle „Der Schach von Wuthenow“

In dieser Erzählung, die die wahre Affäre des Rittmeisters Schach vom preußischen Eliteregiment Gensdarmes von 1815 behandelt, beschreibt Fontane Schloss Wuthenow folgendermaßen:

Aus „In Wuthenow am See“
( in: Schach von Wuthenow von 1879 )

Es schlug Mitternacht, als Schach in Wuthenow eintraf, an dessen entgegengesetzter Seite das auf einem Hügel erbaute, den Ruppiner See nach rechts und links überblickende Schloß Wuthenow lag. In den Häusern und Hütten war alles längst in tiefem Schlaf, und nur aus den Ställen her hörte man noch das Stampfen eines Pferds oder das halblaute Brüllen einer Kuh[...]

Er [...] beschrieb lieber einen Halbkreis um den Fuß des Schloßhügels herum, bis er in Front des Schlosses selber war. Und nun sah er hinauf und sah die große Terrasse, die von Orangeriekübeln und Zypressenpyramiden eingefaßt, bis dicht an den See hinunterführte. Nur ein schmal Stück Wiese lag noch dazwischen, und auf ebendieser Wiese stand eine uralte Eiche, deren Schatten Schach jetzt umschritt, einmal, vielemal, als würd er in ihrem Bann gehalten. [...]

Das Wasser, das hier so verhältnismäß nah an die Schloßterrasse herantrat, war ein so bloßer toter Arm des Sees, nicht der See selbst.

Über das Zu-ernst-Nehmen dieses Textes hat Fontane sich amüsiert, seine Schadenfreude über eine Reisegruppe, die aufbrach, das erfundene Schloss Wuthenow zu besichtigen, kommt in einem Brief an seine Frau Emilie zum Ausdruck:

An Emilie Fontane

[...] Der hiesige märkische Geschichtsverein [...] hatte nämlich gestern eine Exkursion nach Ruppin hin gemacht, und in der Einladung zu dieser Exkursion war ausgesprochen worden: »Fahrt über den See bis Schloß Wuthenow, das neuerdings durch Th. F. eine so eingehende Schilderung erfahren hat.« Durch diese Einladung hatte das Comité nun eine Art von Verpflichtung übernommen, den Teilnehmern »Schloß Wuthenow« zu zeigen, ein Schloß, das nicht bloß nicht existirt, sondern überhaupt nie existirt hat. Denn Wuthenow war nie Rittergut, sondern immer Bauerndorf. Einige der Theilnehmer haben aber bis zuletzt nach dem Schloß gesucht »wenigstens die Fundamente würden doch wohl noch zu sehen sein.«

 






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